Dabastelki Endzsi (Ängsti)


Ahnentafel Endzsi

Als wir Endzsi aus Ungarn importierten, war sie bereits acht Monate alt. Sie hatte bei ihrem Züchter ein größeres Rudel kennengelernt und aufgrund ihres Alters einen der hinteren Plätze in der Rangordnung belegt. An Menschen schien sie nicht so sehr gewöhnt zu sein und so kam sie ein wenig scheu zu uns. Da Pulis ja aber sehr schlau sind, hatte sie bald erkannt, dass die Aufmerksamkeit, die sie hier bekam, lieb gemeint war und so wurde sie uns gegenüber besonders anhänglich.

Da die Hauptbeschäftigung mit den Hunden von mir kam, konzentrierte sie sich stark auf mich. Ständig suchte sie meine Nähe, aus der sie wohl ihren Mut schöpfte und dankte uns, indem sie sehr aufmerksam unser Grundstück bewachte. So entschied sie, Fremde hätten hier nichts zu suchen. Nachdem sie sich einigermaßen sicher fühlte, schoß sie auf Besucher zu und zwickte sie einmal kurz ins Schienbein, vermutlich, um sie zu vertreiben. Da dieses kein Dauerzustand bleiben konnte, lag ich also fortan auf der Lauer und und rief sie zurück, sofern sich ein Besucher zeigte.

Endzsi
Es bewirkte, dass Endzsi die Besucher schließlich ins Haus und sich hinsetzen ließ und dann unter dem Tisch Wache bezog. Bewegte einer die Füße, zwickte sie leicht in die Schuhspitze. Im Laufe der Jahre ist sie hierin deutlich großzügiger geworden, ganz hat sie es jedoch nie abgelegt. Dazu war wohl die lange Prägung der ersten Monate ihres Daseins zu groß. Dieses wurde auch bei zwei Ausstellungen deutlich, die wir mit ihr besuchten. Sie zeigte sich schüchtern, aufgrund der vielen Menschen und des Trubels, war sie doch von zuhause in Ungarn die Freiheit des Grundstückes gewöhnt. Die vielen Hunde machten ihr nichts aus, das kannte sie. Aber die Menschenmenge und der Richter ließen sie richtig unglücklich erscheinen. So ersparte ich ihr weitere Ausstellungen.

Als Mama ihrer Würfe zeigte sie dann jedoch ihre wahren Werte. Nicht nur leichte Geburten zeichneten sie aus, sondern auch die starke Fürsorge für ihre Babies. Sie blieb auch noch, nachdem sie ihr Rentenalter erreicht hatte, eine wahre Vollblutmutter. Einer Junghündin half sie bei der Aufzucht des Wurfes, indem sie Milch bekam und die Welpen mit pflegte und säugte, obwohl sie selbst zu dem Zeitpunkt keinen Wurf hatte. Nach einem komplizierten Wurf einer anderen Hündin, die daraufhin eine Nacht in der Klinik verbringen mußte, deren Babies ich aber mit nach Hause bekam, übernahm wieder Endzsi nach kurzem Zögern die Pflege und war tieftraurig, als sie am nächsten Tag der richtigen Mutter den Platz wieder räumen mußte.

Jedes unserer Babies war immer für sie interessant. So versuchte sie jedesmal, wenn sie mit vorsichtig langgestrecktem Hals an ein Baby heranreichen konnte, ohne von der Mutter zurückgewiesen zu werden, wenigstens einmal kurz daran zu schnuppern und darüber zu schlecken. Wenn sie dann mit 3-4 Wochen aus der Wurfkiste gekrabbelt kamen, stand Endzsi parat und war glücklich, wenn sich eines davon versehentlich an ihre Zitze hängte. Das wurde dann mit einem schrägen Blick zur Mutter vorsichtig geputzt und gehütet und möglichst sogar am Wegkrabbeln gehindert.

Endzsi hat uns nach einer kurzen, aber sehr heftigen Erkrankung (Gebärmutterentzündung) verlassen. Die erste Operation hatte sie noch überstanden, und schien auf dem Wege der Besserung, als sich beim Fädenziehen eine nicht zusammengeheilte Lücke zeigte und eine zweite OP notwendig machte. Diese war zuviel und wir bekamen sie trotz aller Mühen nicht wieder stabil. So mußten wir sie tieftraurig und schweren Herzens letztlich doch gehen lassen. Sie hatte uns ihr Leben lang voller Liebe begleitet und ebenso geliebt von uns starb sie mit 13 Jahren.